Ein internationales Finanzzentrum (IFZ) ist eine intensive Konzentration einer Vielzahl internationaler Finanzgeschäfte und -transaktionen an einem Standort.
Der IFZ-Gründungsprozess ist ein Selbstverbesserungsprozess für eine Stadt oder sogar ein Land. Denn es gibt verschiedene Faktoren, die die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der Finanzzentren beeinflussen. Zum Beispiel sind laut dem Global Financial Centers Index (GFCI) die wichtigesten Faktoren, die zur Beurteilung eines Finanzzentrums beitragen, das Geschäftsumfeld, das Humankapital, die Infrastruktur, die Entwicklung des Finanzsektors und das Ansehen (siehe Tabelle 1). Mit anderen Worten, aus einem erfolgreichen internationalen Finanzzentrum können die Länder nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern auch umfassende strategische Vorteile ziehen. In der Realität sehen wir, dass die IFZ-Volkswirtschaften im Zeitraum seit 1980 mit durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von 3,3 Prozent pro Kopf zugenommen haben, verglichen mit 1,4 Prozent für die ganze Welt. [1]
Tabelle1 Wichtige Faktoren in der Analyse eines internationalen Finanzzentrums
Es gibt mindestens vier Wege, wie IFZ zum Funktionieren von Volkswirtschaften beitragen:
- Die IFZ fördern die verantwortungsvolle Staatsführung eines Landes, welches langfristig der Volkswirtschaft zugute kommt. Die Evidenz zeigt, dass die mit Abstand erfolgreichsten internationalen Finanzzentren diejenigen sind, deren Regierungen in Bezug auf die Governance-Qualitätsindikatoren der Weltbank sehr gut abschneiden.
- IFZ sind Länder und Gebiete mit einer Steuer- und Regulierungspolitik, die für Auslandsinvestitionen besonders günstig ist. IFZ fördern neue Unternehmen mit günstigen Telekommunikations- und Transportmöglichkeiten und begrenzten bürokratischen Hürden.
- IFZ bringen nicht nur Vorteile für ein Land, sondern für die gesamte Region, sogar für die ganze Welt. In Zeiten der Globalisierung tragen Investitionen, Beschäftigung und Innovation an einem Ort zu ähnlichen Aktivitäten an anderen Orten bei.
- IFZ wirken sich positiv auf die makroökonomischen Indikatoren aus, z.B. Beschäftigung, Kapitalzuflüsse, rascher Aufbau von Infrastrukturen. All diese Faktoren werden auf lange Sicht die nationale Volkswirtschaft befeuern.
Vor dem Hintergrund des Brexit wird die Bedeutung Frankfurts als IFZ immer größer. Bisher haben 52 Finanzinstitute bei BaFin Lizenzen für neue Niederlassungen oder Erweiterungen ihrer bestehenden Niederlassungen beantragt. Rund 30 dieser Institutionen haben beschlossen, ihren EU-Hauptsitz nach Frankfurt zu verlegen. Frankfurt Main Finance geht davon aus, dass bis zum Brexit 750 bis 800 Milliarden Euro Vermögen von London nach Frankfurt verlagert werden, ein Drittel davon ist bereits bis Ende März 2019 übertragen worden.
Aufgrund der Bedeutung der IFZ wurde Frankfurt Main Finance im Jahr 2008 gegründet, um Frankfurt besser unter den nationalen und internationalen Finanzzentren zu positionieren. Frankfurt Main Finance hat mehr als 60 Mitglieder, darunter das Land Hessen, die Städte Frankfurt und Eschborn. und zahlreiche prominente Finanzakteure. Frankfurt Main Finance nutzt den Einfluss seiner Mitglieder, um hochkarätige Dialogplattformen zwischen Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Finanzwelt bereitzustellen.
Internationale Finanzzentren bieten niedrige Transaktionskosten, einfachen Zugang zum Kapital, qualifizierte Arbeitskräfte, politische Stabilität und ein dynamisches wirtschaftliches Ökosystem. Der Finanzplatz Frankfurt hat und wird einen wesentlichen Beitrag zum Wachstum der deutschen Wirtschaft leisten.
[1] "International Financial Centers and the World Economy", Universität Michigan und NBER